Diane Nukuri wuchs in Burundi auf, einem vom Bürgerkrieg zerrissenem Land. Sie fand Trost und Positivität beim Laufen. Im Alter von 15 Jahren erhielt sie erstmals internationale Anerkennung, als sie im Jahr 2000 an der Sommerolympiade in Sydney antrat. 2016 kam sie beim New York City-Marathon mit einer Zeit von 2:33:04 als Fünfte ins Finish. Wir haben uns mit Diane getroffen, um über ihr Leben in Burundi, ihre Leidenschaft für das Laufen und ihre nächsten Ziele zu sprechen.
Was ist ein Lieblingszitat, das dich inspiriert?
Diese beiden sage ich mir jeden Tag vor: „Warum dich anpassen, wenn du dazu geboren bist, dich von der Masse abzuheben?“ – Dr. Seuss.
„Wie der Marathon kann das Leben manchmal schwierig und herausfordernd sein oder Hindernisse bereithalten. Aber wenn du an deine Träume glaubst und niemals aufgibst, wird sich alles zum Guten wenden.“ – Meb Keflezighi
Wie war es, während des Bürgerkriegs in Burundi aufzuwachsen?
Es war schwer, aber man konnte daran nichts ändern. Weil ich dort lebte, war es für mich normal. Ich war jung und meine Geschwister ebenso. In einer solchen Situation hat man einfach Glück, überhaupt am Leben zu bleiben. Man hofft einfach, dass die eigene Familie in Sicherheit ist.
In welchem Alter hast du beschlossen, Läuferin zu werden?
Da war ich 14. Unser Lehrer schlug vor, dass wir alle an einem Lauf teilnehmen sollten. Wer es unter die besten drei schaffte, wurde dann von ihm in eine andere Provinz gebracht, um dort anzutreten. Für mich war das aufregend, weil ich nie aus meinem kleinen Dorf herauskam. Also habe ich teilgenommen und war erfolgreich. Ich sollte mit der Gruppe in eine andere Provinz fahren. Als ich meiner Mutter davon erzählte, war sie nicht bereit, mich zu unterstützen. Mein Bruder sagte mir, ich könne gehen, und hat sich vor mich gestellt. Ich war sehr sturköpfig.
Könntest du mir mehr dazu erzählen, wie deine Mutter dich beim Laufen unterstützt hat?
Die Nachbarn kamen immer vorbei und sagten zu meiner Mutter: „Du solltest dich für deine Tochter schämen.“ Sie hörte nicht gern, dass sie über mich redeten. Das Laufen gehört nicht zu unserer Kultur – ich bin eine Frau, und Frauen laufen nicht. Es war ihr eindeutig nicht recht, und ich musste schwindeln, dass ich meine Großmutter besuche. Stattdessen ging ich aber laufen.
Könntest du uns mehr über deine Erfahrung erzählen, vor den Augen der Welt einen Wettkampf zu laufen?
Ich bin dankbar, dass Burundi mich an die Sommerspiele in Sydney geschickt hat, als ich 15 war. Was ich heute bin, und dass ich tun kann, was ich tue, ist besser als eine Goldmedaille. Es klingt kitschig, aber für mich geht es nicht immer um die Medaille. Die Tatsache, dass ich einen Uniabschluss machen konnte, dass ich nun seit zehn Jahren laufe – das ist für mich der größte Erfolg. Die Tatsache, dass ich meine Familie besuchen und ihnen oder anderen helfen kann, ist das Beste, was ich erreichen konnte. Ein besseres Leben hätte es für mich gar nicht geben können.
Was für Motivationstipps hast du für das Laufen?
Meine Motivationstipps sind, sich Lauf- oder Trainingspartner zu suchen, verschiedene Strecken zu laufen, sich selbst daran zu erinnern, wieso man läuft, einem Trainingsplan zu folgen und sich ein Ziel zu setzen.
Wie bereitest du dich auf einen Marathon vor?
- Ich schlafe viel und entspanne mich. Ich versuche, möglichst viel Energie zu sparen.
- Ich übertreibe es nicht. Egal, wie gut ich mich fühle, ich versuche im Training nie, mehr Kilometer zu laufen. Ich halte mich an den Plan meines Trainers.
- Ich höre auf meinen Körper. Wenn ich müde bin, nehme ich einen Tag frei oder trainiere auf dem Crosstrainer oder dem Fahrrad.
- Ich gebe mir selbst 10-12 Wochen für die marathonspezifische Vorbereitung, und ich versuche, mich am Wettkampftag an die gleiche Routine zu halten.
- Ich laufe 3-4 Wochen vor meinem Marathon einen Halbmarathon zur Feinabstimmung, um den Stand meiner Fitness zu beurteilen.
- Ich setze mir ein Ziel, das ich erreichen möchte, bevor ich mit dem Training beginne. Wenn ich mir kein Ziel setze, kann ich mich schwerer motivieren und konzentrieren.
- Am Wettkampftag versuche ich, positiv zu bleiben, egal wie es ausgeht. Ganz gleich, ob der Tag gut oder schlecht war, ich weiß, dass ich alles gegeben habe.
Welches Gefühl gibt dir das Laufen?
Für mich ist das Laufen therapeutisch. Im Leben gibt es auch Stress. Wenn ich laufe, kann ich alleine sein – oder beim Laufen mit anderen über das Leben sprechen, oder einfach darüber lachen. Wenn ich vom Laufen zurückkomme, fühle ich mich wieder frisch und glücklich.
Für wie wichtig hältst du die mentale Vorbereitung beim Laufen? Ich halte die mentale Vorbereitung für sehr wichtig. Sogar wichtiger als die körperliche – denn man kann fit und startklar sein, aber wenn man sich zu viele Gedanken macht, bringt einen das nur durcheinander. Das Körperliche wird unwichtig, wenn man mental schon einen Rückzieher gemacht hat. Ich halte es für sehr wichtig, konzentriert zu bleiben und darauf zu achten, dass die Vorbereitung zu 99% die mentale Seite abdeckt. Was tust du, um dich mental vorzubereiten? Ich habe Freunde, mit denen ich mich unterhalten kann, die mir Mut und Unterstützung geben. Es kommt darauf an, die Leute zu finden, die einen wirklich gut kennen und einem Selbstvertrauen schenken. Sie bauen einen auf. Ich lege Wert auf die Meinung meiner Freunde, das hilft mir sehr. Einige sagen: Ein Marathon ist kein Spaß, der tut weh – und es kommt darauf an, sich an das Leiden zu gewöhnen. Empfindest du das auch so? Ja. Während des Trainings trifft man nie auf diese Mauer wie im Rennen – wenn dieses Gefühl kommt, hört man einfach mit dem Training auf. Aber wenn du einmal in der Startaufstellung eines Marathons stehst, kannst du unmöglich aufgeben, nur weil du müde bist oder einen schlechten Tag hast. Wenn du ins Ziel kommst, tut alles weh, aber du hast das Gefühl, du könntest alles schaffen. Genauso ist es im Leben.
Wie wichtig ist ein bequemer Schuh für den Langstreckenlauf?
Es ist wichtig, dass man sich in seinen Schuhen wohlfühlt, besonders auf Langstreckenrennen, denn es ist ja nicht so, dass man anhalten und mitten im Wettkampf die Schuhe wechseln kann. Für mich hat der GEL-NIMBUS 21 die richtige Passform und das richtige Maß an Dämpfung und Komfort.